Während zur Auswanderung nach Nord- und Südamerika in der damaligen lokalen
pommerschen Presse häufig Anzeigen erschienen, sind diese für Australien selten.
Aus australischen Quellen läßt sich aber entnehmen, daß nach dem Ende der
Sträflingsverschickung 1853 u. a. die Kolonialregierung von Tasmanien ein
Programm zur subventionierten Überfahrt auflegte.
Die Einwanderer sollten lediglich 5£ beisteuern. Besonders interessiert war
man an Farmarbeitern, Handwerkern und Dienstmädchen. 1870 begann man, auch die
Einwanderung aus Deutschland zu fördern, indem kostenloses Farmland offeriert
wurde. Frederick Buck wurde als Agent eingesetzt und veröffentlichte 1870 ein Handbuch
"Die britisch-australische Colonie Tasmanien. Ein Handbuch für Auswanderer,
nach statistischen und anderen amtlichen Nachrichten der königlich-großbritannischen
Colonial-Regierung“, das in Hamburg bei Boyes & Geissler erschien.
In der "Allgemeinen Auswanderungszeitung", die zwischen 1846 und 1871 in Rudolstadt erschien und von der
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und dem
Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt digital veröffentlich wurde, kann man weiteres lesen,
insbesondere in der Ausgabe vom 24. Februar 1870.
Das erste Schiff, daß im Zuge dieser Maßnahmen Hamburg am 20. April 1870 verließ, war die
Bark „Victoria“ unter Kapitän Eduard Redlich; sie erreichte nach 120 Tagen Hobarth auf Tasmanien.
An Bord im Zwischendeck waren ausweislich der Schiffsliste 187 Personen -
123 Erwachsene und Kinder über 10 Jahren, ferner 66 Kinder unter 10 Jahren.
Über die Hälfte kam aus der Gegend nord- und südwestlich von Bublitz, nämlich aus
- Klannin die Familien Darkow, Gerke, Kruse, Krause, Grosse, Wenzel und Ratzmann mit zusammen 36 Personen
- Alt Griebnitz die Familien Radfes (wohl Radke), Fehlberg, Kunde, Hall und Collatz mit zusammen 26 Personen
- Karzin die Familie Klein mit 4 Personen
- Gerbin die Familie Plüschke mit 3 Personen
- Tietzow die Familie Koglin mit 7 Personen
- Wojenthin die Familie Kringel mit 6 Personen
- Theresenhof die Familie Dahlke mit 5 Personen
- Steinburg die Familie Abraham mit 7 Personen
Daneben gab es noch 6 Einzelreisende aus Gerbin, Klannin und Dubbertech.
Die Auswanderer waren vermutlich überwiegend landlose Tagelöhner. Wie und von wem sie angeworben wurden,
ließ sich bisher nicht ermitteln. Aber der Gutsbesitzer von Klannin zum Beispiel, das 1867 nur 141
Einwohner hatte, konnte die Lücke offenbar schnell wieder schließen: 1871 lebten dort schon wieder 137 Menschen.
Über die Ankunft der Victoria am 21. August 1870 vor Hobart/Tasmanien gibt es ausführliche Berichte
zweier örtlicher Zeitungen, The Mercury und Launceston Examiner. Der wesentliche Inhalt,
frei nacherzählt, lautet:
Die langerwartete deutsche Bark Victoria, das erste Schiff, das in Hamburg gechartert
wurde, um Emigranten zu dieser Kolonie zu transportieren, erschien am Sonntagmorgen in der
Mündung des Derwent nach einer langwierigen Fahrt von 120 Tagen. Dank der guten
Reisevorbereitungen gab es an Bord während dieser langen Zeit keinen einzigen Todesfall und kaum
Krankheiten; im Gegenteil, ein Kind wurde unterwegs geboren. Kapitän Eduard Redlich berichtete,
daß sie nach dem Auslaufen aus Hamburg am 20. April eine glückliche Fahrt bis zum Kap der Guten
Hoffnung gehabt hätten, das sie am 30. Juni passierten. Dann aber habe es nichts als Stürme und
Hurrikane aus NNO, SO und S mit ständigem Regen und Hagel gegeben. Er hätte noch nie solch stürmische
Wetter über einen so langen Zeitraum erlebt.
Die Victoria wird morgen nach New Wharf verholt werden, wo dann diejenigen, die Arbeiter
engagieren wollen, dazu Gelegenheit haben werden. Die Auswanderer werden für 15
Tage an Bord bleiben, und nach Ablauf dieser Frist in das neue Auswanderer-Haus
in Liverpool-Str. verlegt.

Wie es weiterging, kann man nachlesen z.B. bei
Deutschsprachige in Tasmanien
Dort findet sich folgender Text, heute auch auf deutsch:
Fehlbergs Road near Collinsvale, named after Carl and Wilhelmina Fehlberg, who
arrived with their five children on the Victoria in 1870. They grew
apples, plums, berries and vegetables on the steep hillsides. As in many German
communities in Australia, many of the Fehlberg men played in the local brass band.
Außerdem gibt es dort auch noch einen Fehlberg Creek!
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