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Typische Familiennamen im Kreise Bublitz | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geschichtlicher Hintergrund
Der Kreis Bublitz lag im südöstlichen Teil Hinterpommerns und wurde im Zuge einer Verwaltungsreform 1932 aufgelöst. Der größte (mittlere) Teil wurde dem Kreis Köslin angegliedert, kleinere Teile den Kreisen Belgard, Rummelsburg und Neustettin. Bis 1872 gehörte das Bublitzer Land zum Kreis Fürstentum, der aus dem Bistum Cammin hervorgegangen war. 1339 hatte Bischof Friedrich von Eickstedt Schloß und Land Bublitz erworben und es mit deutschen Siedlern besetzt, siehe Die Geschichte von Hölkewiese. Das benachbarte Land Schlochau gehörte seit 1309 dem Deutschen Ritterorden. Er gründete zwischen 1374 und 1397 an der Grenze eine Reihe von Dörfern - die wir namentlich kennen - und die Stadt Baldenburg, ganz offensichtlich, um das Vordringen der Bischöfe nach Süden zu verhindern. An der Grenze kam es durch die Jahrhunderte immer wieder zu Streitigkeiten. Woher kamen nun die Siedler? In den Kreis Bublitz laut Fritz Tita[1] nach Sprach-Vergleichen aus Niedersachsen - besonders Westfalen - und vielleicht Niederfranken. Allerdings war um 1350 die große Zeit der Ostwanderung schon vorbei. Wie Buchholz[2] schreibt, konnte „infolge eines beträchtlichen Bevölkerungs-überschusses…“ die Besiedlung „…bald überwiegend von Deutschen getragen werden, die bereits von im Lande heimisch gewordenen Siedlern abstammten“. Es ist wahrscheinlich, daß der Bischof seine Leute aus seinen alten Besitzungen an der Küste holte, der Orden aber auf demselben Wege wie seinen „Ersatz“ an Rittern aus dem Reiche. Danach aber kam die Einwanderung für lange Zeit zum Stillstand. Auslöser dafür war die große Pestwelle der Jahre 1347 bis 1351, die zu einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führte. Erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Pommern im Zuge der sogenannten „zweiten Kolonisation“ wieder neue Dörfer gegründet, im Kreise Bublitz waren es drei, nämlich Groß und Klein Karzenburg um 1570 und Hölkewiese um 1600. Gründer waren die in der Umgebung sitzenden Adelsgeschlechter, die die Neusiedler aus ihren alten Dörfern holten. Daher finden wir dort keine neuen Namen. „Lokale“ NamenSeit der Hufenklassifikation[3] wissen wir, daß damals viele pommersche Familiennamen nur sehr lokal vorkamen. Wir wollen hier einige aus dem Kreises Bublitz betrachten:
Die Standard-Schreibweise in der Tabelle ist die gegenwärtig am häufigsten vorkommende; manche Varianten sind auch heute noch anzutreffen, z.B. Hapke und Happke, andere, wie Habcke und Haptke, sind verschwunden. Die Spalten unter "Anzahl" geben an, wieviel Vorkommen als Summe aller Varianten bei Geogen nach dem deutschen Telefonbuch 2002[4] zu finden sind, wieviel in der Hufenklassifikation und wieviel davon im Kreise Bublitz. Sofern das Verhältnis Anzahl bei Geogen zu Anzahl in der Hufenklassifikation nicht größer als etwa 100 ist, kann man davon ausgehen, daß es sich um einen aus Hinterpommern stammenden Namen handelt. In diesem Fall zeigt die graphische Verteilung bei Geogen ein typisches Bild, nämlich über die ganze Republik verstreute Vorkommen mit einer leichten Zunahme zum Norden und Osten. Die Tabelle enthält nur die Namen aus der Hufenklassifikation von 1717/19, die zu 50% oder mehr im Kreise Bublitz vorkommen. Die beiden ersten Namen der Tabelle sind überhaupt nur dort zu finden. FamiliennamenÜber das Entstehen der Familiennamen gibt es eine umfangreiche Literatur. Es heißt: „Bis zum 15. Jahrhundert war ihre Ausbreitung nach Norden und Osten im wesentlichen abgeschlossen. Allerdings ist zu bemerken, daß vor allem in ländlichen Gebieten die Familiennamengebung erst im 18. Jahrhundert, in Friesland erst im 19. Jahrhundert vollzogen wurde“[5]. In Hinterpommern kann man wohl davon ausgehen, daß sie auf adligen Dörfern zuletzt eingeführt wurde, weil die Zahl der Untertanen nicht sehr groß und eine organisierte Verwaltung nicht vorhanden war. In den Städten und auf den herzoglichen Domänen war das sicher anders. Auf den Dörfern der Stadt Stolp waren kurz vor 1500 Familiennamen allgemein üblich, in unserer Gegend lassen sie sich jedoch erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts nachweisen. Es ist also anzunehmen, daß zur Zeit der Herausbildung der Familiennamen um Bublitz herum nur noch deutsch – genauer niederdeutsch – gesprochen wurde; Wendische Formen sollten sich also nur in Sonderfällen erhalten haben. Nachfolgend soll diese Hypothese an den Namen der Tabelle im einzelnen untersucht werden.
Von den untersuchten 12 Familiennamen sind vier aus slawischen Rufnamen entstanden; der neue Familienname war der Name des Vaters! Vier sind erkennbar deutscher Herkunft. Die übrigen sind wohl meist Herkunftsnamen. Literatur:
[1] Fritz Tita: „Die Bublitzer Mundart“, Dissertation Königsberg 1921
[2] Werner Buchholz: „Deutsche Geschichte im Osten Europas – Pommern“, Siedler Berlin 1999 [3] Bodo Koglin: „Die Namen der Blanckenseeschen Hufenklassifikation ...“, Sedina-Archiv Sonderheft 8, Pommerscher Greif e.V., Greifswald 2009 [4] Christoph Stöpel: http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/ [5] http://www.uni-leipzig.de/~onoma/onomastik/ - leider so nicht mehr online! [6] Hans Bahlow: „Deutsches Namenlexikon, Familien - und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt“ 1967 [7] Rosa und Volker Kohlheim, „Herkunft und Bedeutung“, Duden, Familiennamen, 2005, Dudenverlag [8] Max Gottschald: „Deutsche Namenkunde - Unsere Familiennamen ...“, 1954 Berlin, 3. verb. Aufl., de Gruyter [9] Hans Bahlow: „Pommersche Familiennamen“, 2003 Degener & Co nach oben zum Inhaltsverzeichnis |